Stuttgart21: Merkel, das ewige Projekt und die späte Adelung des Wutbürgers
Vor 13 Jahren startete der SPIEGEL die breit angelegten Diffarmierungskampange der "Qualitätsmedien" gegen das eigene Volk. Mittlerweile belaufen sich die Kosten des Bahnhofs auf 11 Milliarden Euro.
Ehre wem Ehre gebührt: Der Journalist Arno Luik war es, der den Wahnsinn des Bahnprojektes Stuttgart21 früh ins öffentlich Bewußtsein rückte. Laut seinen Angaben erhielt er von einem Insider der Bahn einen USB-Stick überreicht auf dem das Debakel bereits frühzeitig dokumentiert war. "Das, was wir hier bauen ist der absolute Wahnsinn", kommentierte der Insider damals das Projekt. "Wir bauen einen riesigen Verkehrsknoten, der nicht funktionieren wird."
Das war im Jahr 2010. Im September jenes Jahres hielt Angela Merkel eine kämpferische Rede vor dem Bundestag. "Und deshalb braucht man auch bei völlig rechtmäßig getroffenen Entscheidungen in Stuttgart keine Bürgerbefragung, sondern die Landtagswahl im nächsten Jahr, die wird genau die Befragung über die Zukunft Baden-Württemberg sein, über Stuttgart21 und viele andere Projekte mehr ...", sprach sie damals.
Zwei Wochen später, am "schwarzen Donnerstag" zeigte die Landesregierung in Stuttgart mit rechtswidriger Polizeigewalt, was man von demonstrierenden Bürgern hielt. Ein Demonstrant erblindete fast völlig, etliche wurden verletzt. In der Folge wurde der Stuttgarter Polizeipräsident Siegfried Stumpf in den Ruhestand versetzt und 2015 durch einen Strafbefehl wegen Körperverletzung im Amt zu eine Geldstrafe von 15 600 EUR verurteilt. Die CDU verlor bei der Landtagswahl 2011 5%, die Grünen gewannen 12% hinzu und überholten die SPD. Der Alt-Kommunist und spätere Merkel-Vertraute Winfried Kretschmann von den Grünen wurde Ministerpräsident.
Trotzdem die Schlichtungsgespräche, die von Heiner Geisler moderiert wurden, die Unwirtschaftlichkeit des Projekts glasklar dokumentierten, wurde weitergebaut. Der Weiterbau wurde dann 2011 durch eine Volksabstimmung bestätigt, die allerding auf viel zu optimitischen Kostenschätzungen beruhte. 1998 veranschlagte man die Kosten auf 2,6 Milliarden Euro. Ende 2009 waren es 4,1 Milliarden Euro. 2013 sprach man von 6,5 Milliarden Euro, ein Wert den Landesbeamte bereits 2009 ermittelt hatten, der aber auf Weisung von Ministerpräsident Oettinger geheim gehalten wurde. 2017 war man bei 7,6 Milliarden, 2018 bei 8,2 Milliarden und heute (2023) liegt man bei 11 Milliarden.
Ob nicht doch die erheblichen Projektrisiken, etwa beim Brandschutz oder bei der problematischen Geologie des Baugrunds zuschlagen, ist offen. Schon lange ist klar, dass das Projekt für Nah- und Fernverkehr trotz astronomischer Kosten kaum Vorteile bringt. Durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes, Kay Scheller, ist amtlich festgestellt, dass Stuttgart 21 eine gigantische Fehlinvestition ist, ein Jahrhundertdebakel.
Im Oktober des hitzigen Jahres 2010 hob der Spiegel-Journalist Kurbjuweit in einem Essay im Zusammenhang mit Stuttgart21 den "Wutbürger" aus der Taufe:
"Der Wutbürger buht, schreit, hasst. Er ist konservativ, wohlhabend und nicht mehr jung. Früher war er staatstragend, jetzt ist er zutiefst empört über die Politiker. Er zeigt sich bei Veranstaltungen mit Thilo Sarrazin und bei Demonstrationen gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21."
Quelle: https://www.spiegel.de/spiegel/a-724587.html
Das war so etwas wie die Geburtsstunde der breit angelegten Diffarmierungskampange der "Qualitätsmedien" gegen das eigene Volk, die bis heute immer weiter getrieben und immer weiter gesteigert wird. Damals erinnerte sich eine ganze Reihe von einstmals linksorientierten Journalisten an ihre staatsbürgerliche Verantwortung und rollten jenen roten Teppich aus, auf dem die politische Klasse, angeführt von Angela Merkel, zum Amoklauf gegen die eigene Nation antrat. Energiewende ins Nichts, Euro-Rettung ohne Ende und Masseneinwanderung ohne Grenzen sind die Geschütze, die die Vaterlandshasser in Stellung gebracht haben, um den Schaden des Volkes zu mehren und Nutzen von ihm abzuwenden.
Recht hatten die friedlichen Demonstranten in Stuttgart und Dresden. Recht hatte Thilo Sarrazin in seinem Buch. Unrecht hatten Kurbjuweit und seine moralinsaure Kollegenschaft in Hamburg, Berlin und sonstwo, damals wie heute. Seit Mai 2023 ist Kurbjuweit verdienter Chefredakteur des vormaligen Nachrichtenmagazins 'Der SPIEGEL'. Der Kellerbahnhof von Stuttgart wäre vielleicht ein angemessenes Mausoleum für die führenden Qualitätsjournalisten der Republik. Tiefer als dort kann man nicht mehr sinken. Leider steht zu vermuten, dass viele von ihnen weit vor Vollendung des Bauwerks ableben.