Kinderkreuzzug gegen die Wahrheit
Ein Dutzend Nachwuchspropagandisten der ZEIT scheitern heldenhaft an Aya Velázquez und den Fakten des sogenannten Sturms auf den Reichstag. Sie spielen dabei von ganz alleine auf Monty Python an!
Wenn sich woke Redaktionen nicht mir der Wahrheit abfinden wollen, geschieht das, was wir dieser Tage beobachten können. Am 23. August veröffentlicht die ZEIT eine groß angelegte Reportage, die von sage und schreibe zwölf Nachwuchskräften verfasst ist. Ziel ist es, die behördlich (mit-)inszenierte Reichstags-Treppenbesetzung vom 29. August 2020 abermals zur knapp verhinderten deutschen Reichsbürger-Revolution umzudeuten, von der sich laut Reichstags-Held Karsten Bonack “Deutschland nicht mehr erholt hätte”.
Bonack holt in seiner historischen Betrachtung weit aus: “Hier hat der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann 1918 die Republik ausgerufen. Nicht auszudenken, wenn eine Reichskriegsflagge aus diesem Fenster hängen würde.” Das Problem seiner Schilderung ist, dass unter den tatsächlich geschwenkten Fahnen viele Reichsflaggen, aber auf Anhieb keine Reichskriegsflagge auszumachen ist. Die hätte dann schon der Verfassungsschutz oder Bonack selbst stellen müssen. Aber der Vier-Sterne-Polizist Bonack weiß halt was Haltungs-Journalisten so wünschen. Bereits 1997 findet er in einem Artikel der taz Erwähnung. Im Jahr 2017 kommt er dann im Rahmen einer Reality-Show bei Stern-TV ins Fernsehen. Zweimal darf unser Held vor laufender Fernsehkamera mutmaßliche Ganoven dingfest machen. Da fühlt man sich doch im Land, das keine Grenzen mehr kennt, gleich viel sicherer.
Die fundierten Geschichtskenntnisse des Vier-Sterne-Polizisten werden nur noch vom Historiker Prof. Dr. Thomas Mergel übertroffen, den die Kreuzzügler in Stellung bringen, um die geschichtlich Singularität der Treppenbesetzung hochwissenschaftlich nachzuweisen. "Was vor drei Jahren in Berlin passierte ist ein Traditionsbruch: ein Angriff auf die Volksvertretung in einer gefestigten Demokratie." Mergel muss schon auf die Revolution von 1848 zurückgreifen um eine “vage Analogie” herzustellen. Da trifft es sich gut, dass Publizistin Aya Velázquez ihrer hervorragenden Replik auf die ZEIT-Reportage Bilder von der ordnungswidrigen Treppenbesetzung des Jahres 2010 durch eine Anti-Atomkraft Demo beistellt, die der Geschichtsprofessor in seinen prallen Archiven offenbar übersehen hat. Einen weiteren Volltreffer landet sie, wenn sie die Behauptung der Kinderreporter widerlegt, die Behörden hätten von der tatsächlichen Absicht einiger Beteiligter in den Reichstag einzudringen nichts gewußt. Das Gegenteil steht nämlich ausführlich in einem Beitrag der eigenen Redaktion vom 31. August 2020 in der ZEIT. Die Behörden, geleitet von Innensenator Andreas Geisel, wussten genau Bescheid und haben offensichtlich eine Falle gestellt.
Was bleibt noch zu erwähnen? Ein pensionierter Richter, der an der Besetzung teilgenommen hat, wird von der ZEIT-Jungschar noch zitiert: "Und es war ja auch eine spaßige Angelegenheit." Und was fällt der Jungschar dazu ein? “Spaßig? Hat der ehemalige Richter gerade ‘spaßig’ gesagt? Das hat er.”
Na dann, Bahn frei für den Hamburger Kinderkreuzzug und seinen ersten Stein!
PS: Um der Wahrheit vollständig Genüge zu tun, muss man Karsten Bonack recht geben, wenn er sich darüber beschwert, dass ihm der Erhalt eines Bundesverdienstkreuzes angedichtet wird. Es gab für ihn und seinen Mithelden lediglich einen Würdigung durch den Bundespräsidenten und stehende Ovationen im Bundestag. Das Bundesverdienstkreuz bleibt halt noch größeren Talenten vorbehalten, solchen wie Angela Merkel.
PPS: Im Beitrag der Hambuger Kreuzzügler findet sich folgender Satz: “Das Misstrauen gegenüber der Demokratie begann während der Debatte über Flüchtlinge im Jahr 2015, schaukelte sich in der Corona-Zeit hoch und hält bis heute an.” Vielleicht ware die Herren und Damen 2015 noch nicht alt genug, aber es gab damals keine “Debatte über Flüchtlinge”, es gab ein bedingslose Grezöffnung mit teilweise zehntausend Einreisen pro Tag und jeder, der das nicht toll fand und das auch noch äußerte, wurde zum Unmensch erklärt.